Sie haben eine Menge Ideen und Insight gesammelt, doch wie stellen Sie es an, nur die vielversprechendsten und wertvollsten Themen herauszupicken? Sie haben nicht die Ressourcen alle Ideen zu verfolgen, Sie müssen sich fokussieren. Das und zwei wertvolle Tools dazu erfahren Sie in diesem Beitrag.
Willkommen zu einem neuen Beitrag aus dem Themengebiet des Design Thinking. Dieses Mal geht es darum, den richtigen Fokus zu finden und um schlussendlich auf das “richtige” Pferd zu setzen. Nachdem Sie anhand von Interviews, Workshops und möglicherweise auch durch eigene Recherchen eine Vielzahl von Ideen generiert haben, gilt es nun den sogenannten Trichter wieder enger zu machen und die Ressourcen gebündelt auf jene Idee zu lenken, die für Sie von potentiellem Nutzen sind. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie ausreichende Ressourcen zur Verfügung haben sich auf alle Ideen zu stürzen. Außerdem ist es auch nicht sehr sinnvoll jeder Idee hinterher zu jagen. Es ist viel effizienter hier zielgerichtet und mit vollem Fokus die “heißen Eisen” weiter zu verfolgen.
Sie stehen nun vor der Herausforderung aus den unzähligen Ideen eine Lösung für eine Vielzahl von Nutzern oder Kunden zu finden. Dazu ist viel Empathie gefragt die Ihnen nicht nur bei der Auswahl Ihrer Zielgruppe hilft, sondern auch unterstützt die richtigen Fragen in entsprechender Art und Weise zu stellen.
Wie in früheren Beiträgen zum Thema Design Thinking bereits erwähnt, sollten Sie immer mit der Problemdefinition starten. Durch das Einnehmen unterschiedlicher Blickwinkel und der umfassenden Betrachtung des Problems, können Sie sich schrittweise der Lösung nähern. Basis dazu ist, den Standpunkt festzulegen von dem aus Sie mit der Entwicklung der Lösungsvorschläge für das ursächliche Problem beginnen.
Wie kommen Sie nun in die Startlöcher und ermitteln Ihren Standpunkt, der oft auch als POV - Point of View - bezeichnet wird.
So lege ich gezielt meinen Standpunkt fest
Die Autoren des Buches “Das Design Thinking Playbook” empfehlen daher folgende Vorgehensweise:
Bereiten Sie die erhaltenen Informationen entsprechend auf - Analyse, Interpretation, Zusammenfassung und Konsolidierung der wichtigsten Erkenntnisse.
Insights ableiten - fassen Sie die 10 wichtigsten Insights zusammen und leiten Sie daraus erste Prinzipien ab.
Formulieren Sie Fragestellungen - durch die Methode des “Dot Votings” können Sie Schlüsselthemen sehr rasch und effizient ermitteln. Anhand der drei wichtigsten Themenfelder die daraus resultiert sind, können Sie die ersten Fragestellungen dazu formulieren.
Fragestellungen konkretisieren - treffen Sie eine Vorauswahl, diskutieren und verfeinern Sie die Fragestellung
Das 9-Fenster-Tool zur Darstellung neuer Produktideen
Mit dieser Methode möchte ich Ihnen ein Tool an die Hand geben, mit dem Sie auf sehr einfache und unkomplizierte Weise die vielen Insights und Erkenntnisse die Sie gewonnen haben, gut strukturieren können. Dadurch verschaffen Sie sich sehr rasch eine übersichtliche und anschauliche Darstellung die Sie so auch hervorragend mit anderen teilen können.
Ziel dieser Methode ist darüber hinaus, die potentiellen Anwendungsfälle oder auch Kundenbedürfnisse so darzustellen, dass sie die weitere Entscheidungs-findung unterstützt. Neue Produkte- oder Dienstleistungen werden in den beiden Dimensionen “System” und “Zeit” betrachtet. Das “System” beschreibt dabei den systematischen Aufbau des Produktes inklusive dessen Umgebung. Es ermöglicht jedoch auch in das Produkt genauer hinein zu blicken (zoom-in) und auf der anderen Seite das übergeordnete System (zoom-out) zu betrachten. Durch diese Methodik des hinein und heraus zoomen in Ihr Produkt, haben Sie somit auch die Möglichkeit, Kundenbedürfnisse zu entdecken, die Ihre Kunden und potentielle Nutzer noch gar nicht benennen können, weil sie ihnen bis dato noch nicht bewusst waren.
Unter dem Aspekt “Zeit” wird zwischen der Vergangenheit, dem Heute und der Zukunft unterschieden. Diese Betrachtungsweise unterstützt Sie dabei eventuell vorhandene Barrieren zu überwinden oder auch Produkte und Dienstleitungen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Was damit gemeint ist, soll die unten angeführte Darstellung eines fertig ausgearbeiteten 9-Fenster-Tool zum Thema “Patientenakte” veranschaulichen.
Daisy Map - Gleichwertige Punkte darstellen
Anhand der vielen Gespräche die Sie führen und auch die unzähligen Workshops die Sie im Rahmen der Produktentwicklung durchgeführt haben, kommt es unweigerlich zu einer sehr großen Ansammlung an Daten/Inputs. Haben Sie diese erstmals geclustert und bewertet, gilt es in einem nächsten Schritt die vielversprechendsten Ideen weiter zu verfolgen. Solange diese Ideen noch nicht näher evaluiert wurden, sind all diese Ideen als gleichwertig und auch gleich wichtig anzusehen. Meist passiert es jedoch, dass die zur weiteren Verfolgung definierten Ideen in Form einer Liste zusammengefasst werden.
Ganz automatisch und völlig unbewusst hat man jedoch durch die Auflistung auch gleichzeitig eine Priorisierung der Themen vorgenommen, die so in keinster Weise beabsichtigt war. So passiert es regelmäßig, dass an den oberen Themen noch eifrig und mit viel Engagement gearbeitet wird, stößt man dann zu den Themen die sich in der Auflistung weiter unten befinden, ist man nur mehr mit halben Elan dabei. Es kommt in der Praxis leider auch häufiger vor, dass Ideen, die sich am Ende der Liste befinden, oft gänzlich versanden. Möglicherweise hat man ja schon einen “heißen” Kandidaten gefunden und sieht es als nicht mehr notwendig an, die übrig gebliebenen Idee zu evaluieren.
Um diese unbeabsichtigte Vorgehensweise zu unterbinden und alle Themen gleichwertig und auch gleich wichtig zu behandeln ist die Darstellung in Form einer Daisy-Map (aus dem Englischen von Gänseblümchen) zu empfehlen. Dadurch werden vielversprechende Themen, die durch die Listendarstellung möglicher Weise unter den Tisch fallen oder stiefmütterlich behandelt werden, gleichrangig mit den anderen Themen behandelt.
3 Tipps für die Praxis
Definieren Sie ihren Standpunkt und fokussieren Sie sich bei der Lösungsfindung auf wenige, jedoch vielversprechenden Ideen.
Verwenden Sie das 9-Fenster-Tool um neue Produkt-/Dienstleistungsideen in einem anderen Kontext darzustellen um auf mehr Verständnis und Unterstützung zu stoßen.
Probieren Sie die Darstellung gleichrangiger Themen in Form einer Daisy-Map und nicht wie gewohnt in Form einer Liste.
Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, freue ich mich sehr auf ein positives Feedback oder ein like von Ihnen. Fragen und Anregungen können Sie mir gerne in die Kommentare schreiben. Wenn Sie Fragen zu ähnlichen oder anderen Themen haben, bitte lassen Sie mich es wissen.
Alles Gute und viel Erfolg für Ihre Vorhaben!
Quelle: Das Design Thinking Playbook: Mit traditionellen, aktuellen und zukünftigen Erfolgsfaktoren von Michael Lewrick, Patrick Link und Larry Leiffer
Bilder aus dem Design Thinking Playbook und von unsplash: Foto von Freya Ingva und Saketh Garuda auf Unsplash
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