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Schnelles Denken, Langsames Denken

Warum sind wir blind für das Offensichtliche und können gerade am Abend einer Versuchung nur sehr schwer widerstehen?


Die Auflösung liefern die „Zwei Systeme


Warum können wir gerade am Abend immer weniger unseren Versuchungen widerstehen, sodass das Stück Schokolade, dem wie den ganzen Tag über tapfer aus dem Weg gegangen sind nun doch zur Kalorienfalle werden?


Wie ist es möglich, dass wir für das Offensichtliche blind werden können?


Und warum glauben wir falschen Aussagen lieber, anstatt kurz über die Richtigkeit der Aussage nachzudenken und bilden uns selber eine Meinung?


Diese und noch weiter interessante Aspekte wie wir als Mensch und vor allem wie das menschliche Gehirn funktioniert, beschreibt Daniel Kahneman in seinem Buch „Schnelles Denken, Langsames Denken“.


Im ersten Teil der Buchzusammenfassung widmen wir uns der Thematik, wie wir zu Entscheidungen kommen und wie wir unsere Urteile bilden, sowie den beiden Akteuren die System 1 und 2 genannt werden.


Moderne Darstellung des Gehirns und vernetztem Denken

System 1 steht repräsentativ für das Schnelle Denken, wie z.B. die unbewusste Reaktion auf ein Bild, das wir betrachten. Es arbeitet automatisch und dadurch sehr schnell und absolut mühelos, kann jedoch nicht willentlich gesteuert werden.


System 2 repräsentiert das Langsame Denken, das benötigt wird, um z.B. eine mathematische Gleichung zu lösen. Es kann bewusst gesteuert werden und wird mit der aufzuwendenden kognitiven Leistung verbunden, die es benötigt, um eine Aufgabe zu lösen. Man hat das subjektive Erleben über Handlungsmacht, Entscheidungsfreiheit und Konzentration.


Da wir Menschen nur ein begrenztes Aufmerksamkeitsbudget haben, kann es vorkommen, dass wir für das Offensichtliche blind werden können, da unser Gehirn mit einer anderen Aufgabe vollkommen ausgelastet ist. Dies wird sehr eindrucksvoll in einer Studie von Christopher Chabris und Daniel Simons bewiesen. In der Studie warfen sich zwei Teams Basketbälle zu wobei ein Team weiße Hemden und das andere schwarze Hemden trug. Die Betrachter des Videos wurden nun gebeten, die Anzahl der Ballwechsel des weißen Teams zu zählen und die Spieler der anderen Mannschaft zu ignorieren – eine Aufgabe die volle Konzentration erfordert. In der Mitte des Videos überquerte eine Frau die als Gorilla gekleidet war das Spielfeld. Im Anschluss an das Video wurden die Betrachter befragt, ob ihnen irgendetwas ungewöhnliches aufgefallen ist. Etwa der Hälfte der Betrachter ist dabei nichts Ungewöhnliches aufgefallen.


Gorilla

Die Ursache dieser Blindheit ist die fordernde Zählaufgabe und insbesondere die Anweisung, eines der Teams zu ignorieren.


Niemand der dieses Video ohne diese Aufgabe betrachtet, würde den Gorilla übersehen. Sehen und sich orientieren sind beides automatische Funktionen von System 1, aber sie sind darauf angewiesen, dass dem relevanteren Stimulus eine gewisse Aufmerksamkeit zugewendet wird.


Anbei der Link für all diejenigen, die das Experiment gerne bei Freunden und Kollegen ausprobieren möchte.




Wie eingangs erwähnt laufen die Prozesse von System 2 willentlich ab und wir können bewusst steuern, wohin wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Diese bewussten Handlungen sind jedoch kognitiv anstrengend und das Hauptmerkmal von System 2 ist Faulheit. Es gibt jedoch Aufgaben, die nur von System 2 erfüllt werden können, da sie Anstrengung und Selbstbeherrschung erfordern mit denen die Impulse und Intuitionen von System 1 überwunden werden. Denken Sie dabei an eine Rechenaufgabe, diese lässt sich durch reine Intuition von System 1 nicht lösen.


Diese Form der mentalen Anstrengung zeigt sich auch in körperlichen Reaktionen. Die Pupillen erweitern sich, der Herzschlag erhöht sich und auch die Muskeln spannen sich an. Mentale Überlastung versuchen wir tunlichst zu vermeiden und so werden komplexe Aufgaben in viele kleinere Zwischenschritte unterteilt. Doch nicht nur bewusstes Denken, sondern auch die Selbstkontrolle schöpfen aus dem gleichen Budget der mentalen Arbeitskraft.


Über einen ganzen Tag hindurch sind wir mit vielen unterschiedlichen Situationen konfrontiert, in denen wir nicht unserer Intuition nachgeben können, sondern eine gewisse Selbstbeherrschung von uns verlangen. Da die Liste der Situationen und Aufgaben unendlich lange und vielfältig ist, kommt es zu dem Phänomen der Selbsterschöpfung oder auch „Ego-Depletion“ genannt. Treffen dann schwierige kognitive Aufgaben mit Versuchungen zusammen, geben wir eher der Versuchung nach.


Schokolade

Die Selbstkontrolle ist beeinträchtigt und dem Stück Schokolade wie eingangs erwähnt kann nicht mehr länger widerstanden werden. Noch dazu liefert es dem Körper Zucker, der durch die kognitiven Anstrengungen bereits in höherem Ausmaß verbraucht wurde. Auch die Selbstkontrolle von Morgenmenschen ist abends beeinträchtigt und dies ist auch oft der Grund, warum gut gemeinte Vorsätze nur eine gewisse Zeit aufrechterhalten werden können. Spätestens am Abend, wenn unser mentales Budget aufgebraucht ist, fallen wir nur allzu leicht in alte Muster zurück.




Ein weiterer sehr interessanter Aspekt, der in diesem Buch behandelt wird, ist der sogenannte Priming – Effekt. Dieser beschreibt, dass unsere Handlungen und Emotionen sehr oft durch Ereignisse in eine gewisse Richtung gelenkt werden. In den meisten Fällen sind wir uns dessen nicht einmal bewusst. Warum ist dies so? Dazu muss man wissen, dass System 1 als Assoziationsmaschine fungiert. Hört man beispielsweise die Wörter Banane und Erbrechen sucht System 1 augenblicklich nach kausalen Zusammenhängen, nach Bildern und Erinnerungen und versucht daraus eine zeitliche Abfolge in eine für uns plausible Geschichte zu verpacken – auch assoziative Aktivierung genannt. So werden unmittelbar Bilder aus dem Unterbewusstsein hervorgeholt die man im Laufe des Lebens mit Erbrechen und Banane gesammelt hat. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Kognitionswissenschaftler in den letzten Jahren festgestellt haben, dass Kognition leiblich verankert ist; wir denken mit unserem Körper, nicht nur mit dem Gehirn.


Abschließend möchte ich noch den Begriff der kognitiven Leichtigkeit erwähnen. Dieser beschreibt, dass Phänomen, dass das System 1 permanent im Hintergrund läuft und Ereignisse scannt. Es evaluiert ob gerade etwas Neues passiert oder ob eine Bedrohung bevorsteht. Es evaluiert, ob die aktuelle Aufmerksamkeit auf ein neues Thema gerichtet werden soll oder aber auch ob die zusätzliche Aktivierung von System 2 gefordert ist, da eine zu erledigende Aufgabe doch mehr Anstrengung benötigt. Die Bandbreite reicht dabei von der gerade zuvor erwähnten kognitiven Leichtigkeit bis hin zu starker kognitiver Belastung. Da wir bereits wissen, dass die Eigenheit von System 2 Faulheit ist, wird versucht die kognitive Belastung intuitiv so gering wie möglich zu halten.

Das äußert sich in der Praxis dadurch, dass wir lieber einer Aussage im ersten Schritt glauben, als diese kritisch zu hinterfragen, was die Aktivierung von System 2 verlangt. Eine zuverlässige Methode Menschen dazu zu bringen eine falsche Aussage zu glauben ist daher, diese nur oft genug zu wiederholen, denn Vertrautheit lässt sich nicht leicht von Wahrheit unterscheiden.


Ein Tipp zum Schluss: wollen Sie, dass Ihre Botschaft beim Gegenüber gut und vor allem leicht verständlich ankommt, um auf Anhieb verstanden zu werden, dann gestalten Sie Ihre Botschaft so klar und einfach wie möglich. Denken Sie an die kognitive Leichtigkeit und sorgen Sie dafür, dass die Botschaft ohne kognitive Beanspruchung des Lesers aufgenommen werden kann – ganz nach dem Spruch „Don’t make me think“.


Buchtitel: Schnelles Denken, Langsames Denken

Das war es zu den Highlights aus dem ersten Teil von Daniel Kahnemans Buch


Schnelles Denken, Langsames Denken,


indem einige Grundbegriffe sowie die zwei Hauptakteure (System 1 und System2) vorgestellt wurden.


In einem meiner nächsten Blog-Beiträge werde ich den zweiten Teil beleuchten, in dem es um den aktuellen Wissenstand zum Thema Urteilsheuristik geht und warum es für uns so schwierig ist, statistisch zu denken.



Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, freue ich mich sehr auf ein positives Feedback oder like von Ihnen. Fragen und Anregungen können Sie mir gerne in die Kommentare schreiben. Wenn Sie Fragen zu ähnlichen oder anderen Themen haben, bitte lassen Sie mich es wissen.




Alles Gute und viel Erfolg für Ihre Vorhaben!


Bis zum nächsten Mal, hier bei yourSUCCESS.


Links:


Thinking, Fast and Slow* von Daniel Kahneman im englischen Original



Mit * gekennzeichnete Links sind sogenannte Affiliate Links.

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